Die Therapiestunde

Die sechzig Minuten Einheit beginnt immer mit der Begrüßung des Pferdes.
Das Pferd wendet sich dem Menschen vorurteilsfrei zu.
Seine Reaktionen sind freundlich, gleichmäßig und weitgehend konstant und somit in den Erziehungsprozess pädagogisch einplanbar.
Das Pferd bietet als Herdentier seinen Kontakt an.


Die intensive Kontaktnahme zum Pferd erfolgt beim Holen und Putzen. Die Zuwendung des Kindes zum Pferd bleibt nie ohne positive Wirkung. Das Tier genießt sie und zeigt es dem Kind deutlich.


(Foto: Arek Marud CZ)



Das Pferd nimmt sehr sensibel die Stimmungen des Menschen wahr und spiegelt
sie durch seine direkten Reaktionen wider. Es ermöglicht so Selbsterfahrungs- erlebnisse und Verhaltensänderungen.

Ruhe und Stille auf dem Pferd lässt die Kinder innehalten im Strom der Eindrücke und Erfahrungen. Es wird ihnen eine kurze Situation der Sammlung und inneren Besinnung ermöglicht, in der sie ganz bei sich sein können.

Mit zunehmender Selbstständigkeit wird das Pferd selbst auf das Reiten vorbereitet.

Dann geht es gemeinsam hinaus in die Natur.

"Durch das Sich-Im-Einklang-Befinden mit den rhythmischen Bewegungen des Pferdes bietet sich uns eine Möglichkeit, natürliche Gesetzmäßigkeiten als eigene Gesetzmäßigkeiten zu empfinden, sich mit der Natur im Gleichmaß gemeinsamen Schwingens zu erleben." "Eine weitere, wesentliche Rolle im elementaren Erlebens des Pferdes spielt wahrscheinlich die Tatsache, dass die Schrittfrequenz des Pferdes ungefähr dem Herzschlagrhythmus des Menschen entspricht." "In unserer westlichen Kultur gibt es kein zweites Lebewesen, das die Möglichkeit des Getragen-Werdens, des Bewegt-werdens (hier im körperlichen Sinn zu verstehen) bietet." (Juliane Deppisch)

Durch die Möglichkeit der Dreieckkommunikation (Kind-Pferd-Reitpädagoge) mit dem Pferd als Mittler, können Probleme leichter angegangen und innere Barrieren besser überwunden werden, weil sich das Pferd als völlig neuartiger Kommunikationspartner im nonverbalen Bereich darstellt.

Unterwegs bietet sich Gelegenheit zu kleinen Kunststücken.

(Fotos: Arek Marud CZ)


"Nach Kiphard (1986) bewirkt die Stärkung und Motivierung durch persönlich erfolgreiche Erlebnisse eine Verhaltensänderung in folgenden Persönlichkeitsbereichen: Sensomotorische Erfahrungserweiterung und Leistungsaufbau, Erlebnisfreude und Selbstvertrauen, Kraftgefühl, soziale Verhaltenssteuerung mit Kontaktaufbau und Kooperation sowie unter kognitiven Gesichtspunkten "Handlungsintelligenz", Problemlöseverhalten und Kreativität."

Im heilpädagogischen Reiten angestrebte Ziele können nur mit Pferden erreicht werden, die für diese Arbeit speziell ausgebildet wurden.

"Erst im ständigen Wechsel zwischen muskulärer Anspannung und Entspannung entsteht eine Stabilisierung, die sich homogenisierend auf den Gesamtorganismus auswirkt."(Juliane Deppisch)

Bei den schon fortgeschrittenen Kindern geht es dann am langen Zügel oder auf dem Handpferd durchs Gelände.


"Bei der Befriedigung des elementaren Bedürfnisses nach motorischer Aktivität spielen sowohl die vom Pferd ausgehenden starken Bewegungsreize eine Rolle als auch die Freude, bewegt zu werden und das Erleben von Geschwindigkeit."(Juliane Deppisch)

Das Versorgen der Pferde bildet meist den Abschluß vor dem Abschied. Kinder brauchen Bewährungsfelder in denen sie erfahren, dass sie etwas können, dass sie etwas Wert sind, dass auch sie gebraucht werden.

"Betrachtet man die Erlebnisqualitäten mit Pferden umfassender, lässt sich deren Bedeutung als wesentliche Möglichkeit, die Gesetzmäßigkeiten von Natur zu erfahren, innerhalb der Persönlichkeitsentwicklung beschreiben."(Juliane Deppisch)


Wer sich geliebt fühlt, gewinnt Selbstvertrauen, hat damit Erfolge und erhält Anerkennung.

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